Tohru Nakamura und Marc Uebelherr suchten bewusst nach etwas, das es noch gar nicht gibt. Im ältesten Münchner Bürgerhaus in der Burgstraße 5, genannt „Schreiberei“, wurden sie fündig – der ideale Ort für ein außergewöhnliches Konzept – kulinarisch wie auch konzeptuell. Eine tolle Herausforderung für das Münchner Architekturbüro hildmannwilke das ein spannendes Raumkonzept und in Zusammenarbeit mit Occhio eine harmonische Licht-Inszenierung entwarf. In enger Abstimmung mit dem Denkmalamt blühten die Kreativen zur Höchstform auf, in einer sensiblen Gratwanderung und auf wenig Raum eine Szenerie zu schaffen, in der die Speise selbst die alleinige Protagonistin ist.
Inszeniert ist bereits die Ankunft des Gastes: Über die so genannte „Himmelsleiter“ gelangt man in das erste Obergeschoss, wo man die Wirkungsstätte des Teams hinter einer gold spiegelnden, kreisrunden Türöffnung, das Tor zur Küche und damit zur Schatzkammer von „Tohru“, erblickt. Wie alle Wanddurchbrüche – sämtliche Durchgänge und Fenster – wird auch diese Öffnung mit einem Vorhang aus schweren Stoff geschlossen, ein stilistisches wie auch notwendiges Element, um gemeinsam mit dem Teppichboden die Raumakustik so angenehm und diskret wie möglich zu gestalten. In den beiden Gasträumen – der eine in einem kräftigen „burnt orange“ und tonnenüberwölbt, der andere in einem satten Smaragd-Grün – finden sich präzise und mit Bedacht positionierte Tischgruppen sowie wie einige eigens entworfene Servicemöbel.
An dieser Stelle kommt nun Occhio ins Spiel. Mit dem Hintergedanken, eine möglichst wohnliche Aura zu schaffen, wurde für jedes Tisch-Setting ein eigener kleiner Wohnraum geschaffen, bei dem sich das Licht wie eine Glocke über den Tisch legt. Der gesamte Fokus der Beleuchtung liegt dabei auf dem theatralischen Auftritt der Speisen, während die umgebende Architektur durch den bewussten Verzicht auf eine Allgemeinbeleuchtung nur noch von einem dezenten Schein aufgehellt wird. Der perfekt ausgeleuchtete Tisch wird zur Bühne des Tellers, auf dem das Gericht kunstvoll durch die Pendelleuchte Sento sospeso inszeniert wird. Sie kann exakt den Radius des Tisches nachzeichnen und mit ihren flexiblen Glaseinsätzen die Plastizität der Speisen herausstreichen. Ihr brillantes, schattenreiches Licht überzeichnet nicht und macht die Haptik und Textur des Essens spürbar. Doch das ist noch nicht alles. Sento sospeso fungiert wie ein Bühnenbeleuchter: Mit der Gestensteuerung kann die Präsentation der Köstlichkeiten durch orchestrierte Handbewegungen situativ zusätzlich untermalt werden. „Das richtige Licht ist essentiell für die Atmosphäre und ein wesentlicher Baustein für die Gesamtkomposition in unserem Restaurant. Deshalb freue ich mich sehr darüber, dass wir hier auf Occhio zählen können, die unsere Vorstellungen perfekt umgesetzt haben“, so Tohru Nakamura.
Zurückhaltung war das Gebot der Stunde: Stets mit Blick auf den Denkmalschutz, entschied man sich für die Installation einzelner Auslässe, die minutiös mit Laser nach dem Tischplan eingemessen wurden. Die schwenkbaren Strahler Più alto, die einzelne Objekte im Gastraum highlighten, eigneten sich dafür ausgezeichnet. Die Pendelleuchten Sento sospeso wurde mit speziell angefertigten Keilen bestückt, um die Schrägen des Tonnengewölbes auszugleichen.
Alle Leuchten wurden passend zur Grundfarbe des Raumes und immer in Hinblick auf bestmögliche chromatische Integration gewählt: So entschied man sich bei den Pendelleuchten im Hauptraum für Rosegold, im Nebenraum für Bronze in Annäherung an das Gesamtkonzept. Die Strahler an den Wänden sind einheitlich in schwarz matt mit jeweils abgestimmten Ringeinfassung gehalten. Und die wandmontierte Spiegelleuchte Mito sfera strahlt in den Waschräumen, ein wenig wie ein „Schlüsselloch“ zu gutgehüteten Geheimnissen.
So schließen sich bei „Tohru“ viele Kreise. Alle Mitwirkenden haben dem Verständnis für das Besondere und dem hohen Anspruch an Exzellenz sehr bald einen stimmigen Zugang für das Projekt gefunden. „Wir sind stolz darauf, mit Occhio einen Partner zu haben, der von Beginn an auf unserer Wellenlänge war und uns bei der Umsetzung unserer Visionen kompetent, kreativ und mit großem Engagement unterstützt“, erklärt Marc Uebelherr. Aber es ist auch die visionäre Mentalität und der Mut zur Exploration, die den gemeinsamen Nenner bildeten. So geht es schließlich nicht darum, nur ein Produkt zu verkaufen, sondern die Qualität des Erlebens zu finden, ganz gleich, ob es um gutes Essen oder um gutes Design und gutes Licht geht. In genau in diesem Feld spiegelt sich die Philosophie von Occhio mit seiner Mission rund um die Kultur des Lichts wider. Und bei „Tohru in der Schreiberei“, so scheint es, ist diese miteingezogen.