Den temporären Spielort Isarphilharmonie konzipierten die Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) als Haus im Haus. Aufgrund der schlichten Gebäudehülle ist der Gast umso mehr überrascht, wenn er in den wertigen Konzertsaal eintritt, der ihn mit einer intimen Atmosphäre und spürbarem Licht empfängt. Die Bühne aus hellem Holz hebt sich durch die Beleuchtung kontrastreich von ihrer in dunklen Farben gehaltenen Umgebung ab.
Der Gasteig in München nimmt unter einem Dach bedeutende Kultur- und Bildungsinstitutionen auf. Dazu zählt auch der eigene Konzertsaal, in dem die Münchner Philharmoniker seit Eröffnung des größten Kulturzentrums Europas im Jahre 1985 beheimatet sind. Aufgrund einer bevorstehenden geplanten Generalsanierung des Gasteig wurde als Interimsquartier in Sendling ein Areal der Stadtwerke mit ehemals industriell genutzten Bestandsgebäuden aus dem Jahr 1929 gefunden.
Ehemalige Transformatorenhalle ist räumlicher und funktionaler Quartiers-Mittelpunkt
Neben der Isarphilharmonie entstanden auf dem Gelände an der Hans-Preißinger-Straße 8 („HP8“) drei weitere Modulbauten für öffentliche und kulturelle Institutionen sowie für ein Restaurant und weitere Veranstaltungssäle. Der von gmp stammende Entwurf für deren städtebauliche Positionierung inszeniert die ehemalige Transformatorenhalle (Halle E), die auch nach Nutzung durch den Gasteig Bestand haben soll, als räumlichen und funktionalen Mittelpunkt des Quartiers. Im Zuge der Umnutzung als Foyer der Philharmonie als auch für verschiedene gemeinschaftliche Nutzungen bleibt der historische industrielle Charakter der Halle erhalten. Ihr äußeres Erscheinungsbild ist von Fassaden aus Beton und rotem Ziegel charakterisiert. Der Innenraum wird von einem gebäudehohen, von oben belichteten Atrium, dessen umlaufende Galerien von blauen Brüstungen umschlossen sind, dominiert.
Neubau für die Philharmonie besteht aus zwei konstruktiv getrennten Systemen
Südlich der Halle E entstand in Modulbauweise ein Neubau für die Philharmonie, der mittels einer gläsernen Fuge mit dem Altbau verbunden ist. In dieser Fuge ist ein Teil der Erschließung des Konzertsaals über „Himmelsleitern“ inszeniert. Der Neubau zeigt sich als Haus im Haus, denn er besteht aus zwei konstruktiv getrennten Systemen: Dem Konzertsaal in Holzmodulbauweise, der das Herzstück darstellt, und einem äußeren, mit einer industriellen Systemfassade verkleideten Stahltragwerk.
Der Saal ist als klassische „Schuhbox“, in der das Orchester seinen Platz auf einer Frontbühne findet, ausgeführt. Alle schallreflektierenden Oberflächen wurden zu einem Zusammenspiel komponiert, das der Geometrie des Raumes unter akustischen Aspekten vollends gerecht wird und für höchsten Klanggenuss sorgt. Die dunkle Lasur der unverkleideten Holzelemente erzeugt eine intime Atmosphäre und lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Bühne aus hellem Holz. Das Lichtdesign sollte diese beiden Effekte unterstützen.
Laser Blade überzeugt mit Vielseitigkeit und ausgezeichneter Entblendung
Die Lichtplanung von Bernd König Lichtplaner sah vor, dass die Beleuchtung des Saals ausschließlich von der Decke aus erfolge und die Leuchten in deren Fugen integriert würden. Die Wahl fiel auf Produkte der Familien Laser Blade L und Laser Blade von iGuzzini, da diese kleine und gleichzeitig leistungsstarke Linearleuchte die verschiedenen Anforderungen kompromisslos erfüllt und mit ihren stark zurückgesetzten Optiken hervorragend entblendet ist. Zu den Anforderungen zählte, dass die Leuchten mit adäquatem Lichtstrom auf die unterschiedlichen lichten Höhen der Saaldecke oberhalb von Bühne, ansteigendem Parkett, Balkon und Empore reagieren können. An der höchsten Stelle hat der Konzertsaal eine Höhe von mehr als 15 Metern. Die Sitzplätze der Konzertbesucher sind im Mittel mit mindestens 200 lx, die Bühne mit 500 lx beleuchtet.
Verschiedene Abstrahlwinkel sollten zudem gewährleisten, dass die Balkone in der Raumtiefe eine gleichmäßige Beleuchtung erführen. Aufwändige Sonderleuchten waren von Anfang an von der Planung ausgeschlossen, da das Budget für die Beleuchtung aufgrund der Interimssituation relativ gering war.
Lichtplanung konzentriert Blicke auf die Bühne
In den Deckenfugen wurden zwei- und dreiflammige Laser Blade L, deren Stückzahl oberhalb der Bühne eine Verdichtung erfährt, montiert. Starre Versionen oberhalb der Bühne werden von Laser Blade L-Wide-Flood-Strahlern ergänzt, die an der der Bühne entgegengesetzten Raumkante montiert sind. Damit erhält der Mittelpunkt des Geschehens den gewünschten Effekt einer Fokussierung im Raum. Dank minimalen Streulichts werden die Blicke der Konzertbesucher nicht von der Bühne abgelenkt.
Zur Beleuchtung der Balkone bis in die Raumtiefen wurden die in den Deckennischen verbauten Laser Blade L-Strahler um Laser Blade-Leuchten mit Flood- und Wide-Flood-Optiken ergänzt. Aus Rücksicht auf die geringere lichte Höhe sind sie weniger leistungsstark. Diese Varianten kommen auch oberhalb des oberen Parketts zum Einsatz.
Ausstrahlung wie für die Ewigkeit
Mit seinen dunklen Oberflächen, die von der Bühne aus hellem Holz elegant kontrastiert werden, mit seiner ausgezeichneten Akustik und nicht zuletzt seinem spürbaren Licht mag man nicht glauben, dass der Konzertsaal eine Interimslösung ist. Er wirkt eher wie für die Ewigkeit gebaut. Daher bleibt zu wünschen, dass er in seiner Nachnutzung ebenso viele Menschen anziehen wird wie als Spielort der Münchner Philharmoniker.
Autorin: Petra Lasar